Gegen die Verdrängung der Schuld! Für ein konsequentes Gedenken an die Opfer!

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Aufschrift der Gedenktafel Hafenstr. Ecke Radbodstr.:
„Hier standen die „Ziegeunerbaracken“, in denen Hammer Sinti & Roma ghettoisiert wurden.
Am 9.März 1943 wurde der Großteil von ihnen nach Auschwitz-Birkenau deportiert und getötet. Die wenigen Überlebenden wurden nach ihrer Rückkehr von wiedereingesetzten Nazis weiter drangsaliert, Entschädigungsverfahren seitens der Stadt Hamm aktiv behindert.
Die Erinnerung an die Sinti & Roma wird in Hamm weiterhin verdrängt. Ein Gedenken an sie findet bis heute nicht statt.“
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Aufschrift der Gedenktafel am Technischen Rathaus:
„Auf diesem Gelände befanden sich die „Judenbaracken“, die für viele Hammer Jüd*innen die letzte Station vor der Deportation in Arbeits- oder Vernichtungslager wurden. Der Teil der jüdischen Bevölkerung, der nicht fliehen konnte, wurde in Hamm getötet oder deportiert.
Der deutsche Vernichtungswahn führte in Hamm zur Vollständigen Auslöschung jüdischen Lebens und Kultur.
Ohne ein Zusammenwirken der Hammer Behörden und der Bevölkerung wären diese Gräueltaten nicht möglich gewesen. „

Den Opfern der Verfolgung durch die Nazis, welche in der Shoah gipfelte, wird an vielen essentiellen Orten in Hamm, wie bspw. den ehem. „Judenbaracken“ oder den ehem.“Zigeunerbaracken“, nicht gedacht. Damit wird die Stadt wieder einmal ihrer Verantwortung, an die Taten des deutschen Faschismus in Hamm zu erinnern, nicht gerecht. Aus diesem Grund haben wir an den beiden genannten Orten Gedenktafeln angebracht, welche nicht nur an die Opfer der Naziverfolgung, sondern auch an die Mittäterschaft der Hammer Bevölkerung und den deutschen Verwaltungsapparat erinnern sollen.
Kein Vergeben, kein Vergessen!

Remember: Elbe Day

„’Das ist er, Junge, DER TAG von Newburyport bis nach Wladiwostock’, so dröhnte die jubelnden Stimme eines amerikanischen GI am Abend des 8. Mai 1945 über die Station von CBS. Es war DER TAG – Victory Day in Europe … Doch die ersten Siegesfeiern fanden nicht in Washington, Moskau, London oder Paris statt. Sie waren nicht von Präsidenten, Premierministern oder Generälen bevölkert. Sie brachen von selbst los, im späten April in kleinen abgelegenen Gemeinden an dem deutschen Fluß Elbe. Die Feiernden – ganz gewöhnliche Leute – waren amerikanische GIs und Soldaten der Roten Armee…“ beschreibt Mark Scott, der amerikanische Herausgeber des Buches „Yanks treffen Rote“ die Situation vor 70 Jahren rund um die Stadt Torgau.

„Um den 22. April 1945 näherten sich zwei Armeen der Elbe. Vom Osten die sowjetische 5. Gardearmee. Vom Westen die amerikanische 1. Armee. An vereinbarten Grenzlinien kamen die Armadas zum Stehen, um in ihrem Angriffsschwung nicht aufeinanderzuprallen. Am 27. April sollten sich auf Wunsch von Stalin und Truman die beiden Armeeoberbefehlshaber an der Elbe die Hand zur offiziellen historischen Begegnung reichen.

Aufklärungspatrouillen hatten den Befehl, den Verbündeten zu suchen und nach ‘oben’ zu melden. Keine Eigenmächtigkeiten! Kein Überschreiten der Grenzlinie! Keine Verbrüderungen!

Die Patrouillen bestanden ausschließlich aus jungen Männern. Ihre Führer nicht viel älter als 23 Jahre. Als sie vergeblich nach dem Verbündeten spähten, vergaßen sie alle Befehle. Sie waren einzig von dem Wunsch beherrscht, auf die ‘Roten’ oder die ‘Yanks’ zu stoßen. Sie gingen auf Pirsch – weit über die Grenzlinie hinaus.

So kam es bereits am 25. April an den verschiedensten Orten auf abenteuerliche Weise zu ergreifenden Begegnungen zwischen einfachen Kämpfern beider Armeen. Herzlich waren die Umarmungen, und echt war der Schwur: ‘Nie wieder!’

‘Das war DER TAG’“, so Mark Scott, „an dem unmögliche Träume wahr wurden, an dem der Frieden stärker war als der Krieg, das Leben stärker als der Tod, die Liebe stärker als der Haß.“

Am 25. April 1945 trafen sich die Truppen der US-Army mit denen der Roten Armee auf der zerstörten Elbbrücke bei Torgau und läuteten damit symbolisch das nahe Ende des NS-Regimes ein. Der „Handschlag von Torgau“ zwischen dem amerikanischen Leutnant Robertson und dem sowjetischen Leutnant Silwaschko schloss die Lücke zwischen der Ost- und Westfront, wodurch der immer näher rückende Sieg über den Faschismus auch für die Weltöffentlichkeit besiegelt wurde.
Wir erinnern uns an diesen symbolischen Tag, im Gedenken an alle Gefallenen SoldatInnen der Alliierten, WiderstandskämpferInnen und PartisanInnen, Opfer der Shoah und allen Verfolgten und Ermordeten des Nationalsozialismus.

Nie wieder Krieg.

Nie wieder Deutschland!

 

06.04. – Befreiungstage beginnen

20079„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ Primo Levi

Am 6. April 1945 befreiten Truppen der neunten US-Armee die Stadt Hamm. Heute, 70 Jahre nach der Befreiung Hamms starten wir die Befreiungstage, in denen bis zum 8. Mai der Opfer der Shoa gedacht und an die Verbrechen Deutschlands erinnert werden soll. Während Hamm bereits am 6. April befreit wurde, dauerte es noch weitere vier Wochen, bis Deutschland nach dem Selbstmord Hitlers am 30. April schlussendlich am 8. Mai bedingungslos kapitulierte. Das Ende des Vernichtungskrieges bedeutete nicht, dass das Leiden der Menschen beendet war, die unter der deutschen Gewaltherrschaft von 1933-1945 gelitten haben. Für viele Jüd*innen und rassistisch Verfolgte sowie wegen ihrer Andersartigkeit inhaftierte kam die Befreiung zu spät. Die Opfer des industriellen Massenmords, den das deutsche Volk in den Jahren seit 33 nach und nach in Europa aufbaute, die Shoa, bleiben uns mahnend in Erinnerung. Die Auslöschung des Faschismus mit all seinen Wurzeln verstehen wir als Auftrag an die Nachgeborenen.

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10 years later…

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Am 28.03.2015 jährt sich zum zehnten mal die Ermordung des Punks Thomas “Schmuddel” Schulz durch den Naziskin Sven Kahlin. Zum Gedenken an Schmuddel und aller Opfer von rechter Gewalt findet Samstag, d. 28.03., in Dortmund eine Demonstration statt.
Diese wird unter anderem auch durch Dortmund-Dorstfeld laufen, einem Stadtteil in dem viele Dortmunder Nazis wohnen.

Am gleichen Tag will auch die “Partei” “die Rechte” dort eine Kundgebung mit Rechtsrockkonzert abhalten, und so das Gedenken an die Toten verhöhnen. Das werden wir so nicht hinnehmen!

Kommt am Samstag nach Dortmund, auf nach Dorstfeld!

Kein Vergeben! Kein Vergessen!

…gegen die Eröffnung des EZB-Neubaus in Frankfurt am 18. März 2015

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Mit dem Aufhören anfangen…

Die Aussichten stehen so schlecht nicht, dass das Jahrhundert wie Mad Max endet: Beleidigte, aber bewaffnete Männerhorden mit Ray-Ban-Sonnenbrillen rasen auf Geländejeeps durch Steppenlandschaften und schießen alles über den Haufen, was ihnen über den Weg läuft. Im Hintergrund brennen die Städte.

Die Attentäter von Paris waren solche Typen, die Pegida-Demonstrant_innen in Dresden wären es gern. Die einen lesen den Koran, die anderen lieber Sachbücher über Lügenpresse und Chemtrails. Zwar gehören die einen der islamisierten Unterschicht und die anderen der weißen Mittelschicht an. Als ausrastende bzw. ausreisende Wut-Bürger_innen und autoritäre Charaktere aber funktionieren sie ähnlich: Wenn es in der Hölle zu eng wird, drängt es sie erst in die Kommentarspalten im Internet und dann auf die Straße. Einen Reim auf die sich verfinsternde Gegenwart machen sie sich, indem sie von Verschwörungen gegen ihre »Kultur« reden und dabei Verderben über andere bringen. Ob mit den eigenen Händen oder als Aufforderung an den Staat, noch mehr Ausländer_innen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, das Ergebnis ist am Ende das gleiche: massenhafter Tod. Worauf aber weder der_die fundamentalistische noch der rassistische Aktivbürger_in jemals kommen würde, ist zu fragen, warum die Welt so eingerichtet ist, wie sie eben ist. Geschweige denn etwas Vernünftiges dagegen zu tun. Womit wir beim Thema wären.

Hannover als Lebensform

Die organisierte Traurigkeit des Kapitalismus hat in den letzten Jahren vielfach jede Hoffnung auf ein besseres Leben zerstört. Die Krise und ihre Verwaltung hat selbst in Europa über die ärmeren Länder Elend und Verderben gebracht, und für einen Großteil der Menschen wurden die prekären Verhältnisse auf Dauer gestellt: Wettbewerbsfähigkeit als Sinn des Lebens. Allerhand Stützkredite retteten zwar das Bruttoinlandsprodukt, nicht aber die Menschen. Eine öffentliche Gesundheitsversorgung etwa gibt es in Teilen Südeuropas faktisch nicht mehr. Anders in Deutschland. So gut wie lange nicht mehr lebt die Mehrheit in diesem Land auf Kosten des globalen Südens, der inzwischen im eigenen Hinterhof beginnt. Die neoliberalen Daumenschrauben wurden zwar auch hier angelegt, nicht nur mit Hartz IV. Neue working poor, mit oder ohne Laptop, sind entstanden, und die Schere zwischen Arm und Reich geht inzwischen kräftig auseinander. Eine Alternative zur technokratischen Verwaltung des schlechten Bestehenden scheint es aber nicht zu geben, und das erzählen sich die Hamster hier von Rad zu Rad auch noch stolz als Erfolg. Mehr noch. Als ob die sozialdemokratisch-christliche Große Koalition nicht schon genug Elend über Europa gebracht hätte, wird für einige noch nicht Deutsch genug in Europa gesprochen. Den Freund_innen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit von Pegida und AfD etwa geht es gar nicht weit genug mit der Bevorzugung der nationalen Schicksalsgemeinschaft. Ihre Verteidigung des Abendlandes ist dabei nur die Verewigung der deutschen Tristesse: Arbeit ein Leben lang, kein Brot für die Welt, man bekommt ja auch nichts geschenkt, italienische Lebensart nur im TUI-Urlaub, Yoga bei Regen, Pärchen-Jacken von Tchibo – den Bausparvertrag mit der Seele suchen, Hannover als Lebensform.

Auch wenn hier und da bereits die Sicherungen durchbrennen, wahrscheinlicher als die Islamisierung des Abendlandes oder die Herrschaft des deutschen Mobs dürfte es sein, dass im Biergarten Eden erstmal alles so weiter geht wie bisher. Sind die islamistischen Freaks hierzulande noch ein randständiges Sicherheitsproblem, leben die anderen das Unbehagen an der Welt und die immer wieder vertagten, eigenen Sehnsüchte nach einem besseres Leben im Rahmen des üblichen aus: Feierabendalkoholismus, Joggen gehen, Landlust-Abo, World of Warcraft. Dass der dystopische Kampf aller gegen alle, den die Mittelschicht derzeit so gern beim Kinoendzeitgrusel genießt, auch um sich wieder fit für das Rattenrennen zu machen, an den europäischen Außengrenzen bereits stattfindet, ahnt allerdings auch der samstägliche Cineplex-Besucher. Die Verteidigung der Wohlstandsschicksalsgemeinschaft fällt entsprechend brutal aus. Es muss ja nicht gleich die aufgeregte Menschenfeindlichkeit der Dresdner Wut-Nazis sein, es genügt der kalte Rassismus der deutschen Ämter, für den man nicht mal auf die Straße muss. Der Zynismus der Mehrheitszivilgesellschaft zeigt sich genau darin. Man kann sich eben von Pegida abgrenzen, sogar für Toleranz demonstrieren und eine Willkommenskultur fordern, gleichzeitig aber von Frontex und Lampedusa schweigen – und die Behörden arbeiten lassen. Die »Mitte der Gesellschaft« attestiert Pegida »Kälte und Hass« und ist dabei blind für die Unmenschlichkeit, die der Verwertungszwang des Kapitalismus sowohl auf den Straßen Athens und Madrids als auch an den europäischen Außengrenzen produzieren.

Griechische Lehren in der Wüste des Realen

So schlecht die Gegenwart ist und die Zukunft scheint – ausgemacht ist die Apokalypse nicht, und ebenso wenig, dass es so weitergehen muss wie bisher. Was sich in Deutschland bisher nur bei einer Minderheit herumgesprochen hat – dass alles auch ganz anders sein könnte –, ist in den südeuropäischen Ländern inzwischen eine zumindest mehrheitsfähige Position. Der Wahlsieg von Syriza hat das offenkundig gemacht. Das erste Mal geht damit ein realer Riss durch die Ordnung von Deutsch-Europa. Nicht weil von Staat und Parlament wesentliche Impulse gesellschaftlicher Veränderung ausgehen könnten, dafür sind diese Apparate ja gerade nicht da. Das hat nicht zuletzt die Koalition mit den rassistischen Mehrheitsbeschaffer_innen von ANEL wieder einmal gezeigt. Auch geht es nicht darum, dass wir hier so wahnsinnig gut von den Griech_innen lernen könnten, wie man kämpft, oder dass es dort schon so irrsinnig viele Projekte gäbe, die jetzt die Transformation der Gesellschaft einläuten würden. Es wäre auch verlogen, sich mit der eigenen Revolutionsromantik an der Not der griechischen Gesellschaft hochzuziehen. Der Riss in der Ordnung besteht vielmehr in der ideologischen Bresche, die der Erfolg von Syriza geschlagen hat. Die müssen wir erweitern. Denn dass überhaupt wieder über ein Ende von Sparzwang und Selbstgenügsamkeit, dass sogar über Kritik am Kapitalismus diskutiert werden kann, und zwar hier, eben weil dort auf einmal etwas anders ist – das ist das Ereignis. Und das gerade, weil die Qualitätspresse von Bild bis Spiegel im Verbund mit den herrschenden Leistungsträger_innen versucht, alles schnell wieder zuzukleistern.

Auch in der deutschen Linken waren die Reaktionen auf den Wahlsieg von Syriza verhalten. Wer jetzt aber nur frohlockt, dass Wahlen eh nichts verändern, muss sich fragen, ob die eigenen Überzeugungen noch etwas mit den realen Verhältnissen zu tun haben. Umgekehrt gibt es keinen Grund, sich von der eigenen Revolutionslyrik besoffen machen zu lassen und die Syriza-Regierung zum Identifikationsprojekt zu verklären. Die staatskritisch informierte Linke weiß schon etwas länger, dass der Staat kein Fahrrad ist, mit dem man einfach in die andere Richtung fahren kann, nach dem man die vorherige Besitzerin umgehauen hat. Auch dem nur vermeintlich »alternativlosen« Machtkalkül einer Linksregierung ist nichts unterzuordnen. Aber so oder so, die Frage, wie man es mit der »linken Regierung« hält, geht an der Sache vorbei. Bemerkenswert ist schließlich vielmehr, dass Syriza mit ihrer eingestandenen Konzeptlosigkeit nicht die reformistische Lüge vom harmonischen Rüberwachsen in eine andere Gesellschaft aufgewärmt, sondern objektiv einen Raum eröffnet hat, den Bewegungen und radikale Linke füllen können, ja füllen müssen – weil er sonst schnell wieder geschlossen sein wird. Das ist die zentrale Einsicht: Keine Regierung wird einem die Selbstorganisation jenseits von Markt und Staat abnehmen, nur die Bedingungen dafür haben sich seit Jahresbeginn verbessert. Alles wird auch weiterhin gegen den Staat und seine Schergen durchgesetzt werden müssen, aber dieser Staat dürfte ab sofort etwas wackliger auf den Beinen sein. Geben wir ihm einen Tritt.

Die Ordnung herrscht in Frankfurt

Die Verhältnisse in Griechenland und Deutschland könnten unterschiedlicher nicht sein. Aber zum einen kann die Situation in Griechenland dadurch unterstützt werden, dass wir zumindest etwas Lack vom Krisenregime abkratzen und praktisch dafür sorgen, dass es an der Heimatfront keine Ruhe für den wieder neu einsetzenden Sturm auf den »Pleitestaat« gibt. Zum anderen gilt es auch hier, die Position jenseits von Staat, Nation und Kapital starkzumachen. Das ist eine Daueraufgabe. Für beides bietet die Verhinderung der EZB-Eröffnung am 18. März in Frankfurt aber eine besonders große Bühne. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Denn die EZB ist keine beliebige Bank. Sie ist keine Geschäftsbank wie die Commerzbank oder irgendeine Sparkasse. Die EZB gibt auch nicht nur die Euro-Scheine und das dazugehörige Kleingeld aus. Das macht die EZB auch. Die EZB ist aber vor allem eine mächtigee politische Akteurin auf europäischer Ebene. Sie ist ein wesentlicher Pfeiler des Politischen in der politischen Ökonomie des europäischen Kapitalismus.

Die EZB entscheidet maßgeblich über die Geldpolitik in der EU und darüber, wie und an wen Kredite vergeben werden können. Der derzeitige Kurs der EZB ist bestimmt von der neoliberalen Austeritätspolitik, die insbesondere Deutschland mit durchgesetzt hat. Denn die Politik der EZB findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern unter dem Druck der Ereignisse und der Krise des Kapitals. Und auch wenn das Auseinanderbrechen der EU vorerst vom Tisch sein dürfte, stecken Deutschland und die EU nach der wirtschaftlichen Krise der letzten Jahre immer noch in einer politischen Zwickmühle. Sie müssen die Schuldnerstaaten einerseits im Sinne ihrer Weltmachtambitionen, die nur über ein geeintes Europa zu haben sind, unter allen Umständen am Leben halten. Andererseits dürfen sie dabei aber dabei nicht ihre neoliberalen Glaubenssätze verraten und damit das »Vertrauen« der Märkte verlieren. Die Lösung ist eine Doppelstrategie marktradikaler Reform und kapitalfreundlicher Geldpolitik. Beispiel Griechenland: Die sogenannte Troika – das Gremium aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfond – macht durchgreifende Kürzungs- und Privatisierungsvorgaben und überwacht deren Umsetzung vor Ort. Wenn nicht entlassen und »modernisiert« wird, gibt’s keine Stützkredite. Gleichzeitig versucht die EZB, die Zahlungsfähigkeit der Peripheriestaaten zu sichern und den Kreditfluss wieder in Gang zu bringen, indem sie Privatbanken mit billigem Geld versorgt und dafür wacklige Staatsanleihen akzeptiert. Resultat: Die Infrastruktur wird privatisiert, staatliche und kommunale Leistungen werden gestrichen, die Löhne sinken, die Kreditrisiken werden vergesellschaftet. Deshalb versuchen andere Krisenstaaten mit allen Mitteln, dem Austeritätsdiktat der Troika zu entgehen – indem sie die geforderten neoliberalen Reformen gleich in Eigenregie durchziehen. Denn die EZB steht nicht nur symbolisch für den angeblich alternativlosen Sachzwangcharakter der gegenwärtigen kapitalistischen Verhältnisse europäischen Zuschnitts. Sie steht ganz praktisch sowohl für die Durchsetzung der Krisenpolitik als auch für eine kapitalfreundliche Geldpolitik und ist somit für die sozialen Verwüstungen und Katastrophen in Europa der letzten Jahre wesentlich mitverantwortlich. Die EZB steht somit stellvertretend für die menschenverachtende Politik des Standort Europas. All das ist für uns Grund genug, am 18. März 2015 in Frankfurt auf die Straße zu gehen. Und selbst wenn die EZB ihren Kurs irgendwann zugunsten der ärmeren EU-Länder ändern würde, wäre dies noch längst nicht das Ende des kapitalistischen Imperativs einer so endlosen wie irren Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Im Gegenteil. Die EZB wäre auch dann immer noch eine der wesentlichen Stützen kapitalistischer Staatspolitik in Europa, nur eben einer anderen, sozialdemokratischen, deren »Erfolg« sich – mit den bekannten Kollateralschäden – ebenso auf dem Weltmarkt beweisen muss. Ein gutes Leben für alle ist nur zu haben, wenn dieser Pfeiler zerschlagen wird.

There is no time like the present

Keine neue Einsicht: Das gute Leben wird erst anbrechen, wenn wir es selbst in die Hand nehmen. Am 18. März feiern die Herrschenden Europas aber nicht nur die Einweihung eines Gebäudes und ein besonders hässliches Beispiel für Herrschaftsarchitektur. Sie setzen sich als fleißige Verwalter_innen in Szene und feiern eine Ordnung von Ausbeutung und Zurichtung, von Hunger und Elend. Mit der EZB-Eröffnung inszeniert sich das Schweinesystem immer noch als unangreifbar, alternativlos und sympathisch. Wenn sie auf die Normalisierung der Krisenverwaltung anstoßen, sollten wir ihnen zeigen, dass unsere Krise noch lange nicht zu Ende ist und ihre erst begonnen hat. Gegen die vermeintliche Alternativlosigkeit der neoliberalen Tristesse wie gegen ihre autoritäre Formierung im Namen von Kultur und Religion stellen wir unsere Solidarität mit den emanzipatorischen Kämpfen Europas und darüber hinaus. Die Zeit, um der Zukunft im Heute zu ihrem Recht zu verhelfen, ist so gut, wie seit langem nicht mehr – aber die Gefahr, diese Chance zu verpassen, ebenso. Wir werden daher an diesem Tag, dem Tag, der bis auf weiteres nur zufälligerweise auch der Jahrestag der Pariser Kommune ist, zeigen, dass sich der Traum einer anderen Welt bereits auf den Straßen und Plätzen versammelt. Denn: Kein Applaus für Scheiße. Kapitalismus tötet. Aber eben nur solange, bis wir ihn überwinden. Es ist an uns. All die Kämpfe, die wir führen – antifaschistische Abwehrpolitik, praktischer Antirassismus und Feminismus, die Auseinandersetzungen um Bildung und Arbeit, all die nächtlichen Aktionen voller Wut und Hoffnung sind richtig und wichtig. Aber wir gehen am 18. März auf die Straße, weil diese Kämpfe aussichtslos sind, wenn nicht allen klar ist, dass sie miteinander zusammenhängen. Kein Witz: Eine andere, eine solidarische Welt ist möglich – aber sie kann nur auf den Trümmern der alten Ordnung errichtet werden. Fangen wir mit dem Abriss an.

Mittwoch, 18. März 2015
Morgens: Blockade der EZB | Nachmittags: Internationale Demonstration

+++Aufruf von …umsGanze!+++

Antifakonzert: 14.11 Baracke – anschließend Antifakneipe „Pien Kabache“

Die Antifa Rheine veranstaltet einmal mehr ein Konzert in der Baracke, diesmal mit Hardcore- und Hardcorepunkbands. Hingehen und danach bei der Antifaparty vorbeischauen!

“Endlich wieder eine Hardcore/Punkshow in der Baracke Münster. Am 14. November spielen die (Wahl-) Berliner von PISS ihren rauen und noisigen Hardcore und werden unterstützt von den Göteborgern HEAVY MAKEUP die krachigen Hardcorepunk machen. Anschließend könnt ihr bei der Antifakneipe „Pien Kabache“ den Abend ausklingen und euch mit Cocktails, veganem Essen und Punkrock verwöhnen lassen.

Alle Gewinne vom Konzert werden an Antifaschist*innen, die von Repressionen betroffen sind, gespendet!

Konzert: Einlass ist 20 Uhr! Eintritt kostet 5 Euro!
Antifakneipe: Einlass ist 23 Uhr! Eintritt ist umsonst!

Hinweis:

Mitglieder extrem rechter Parteien oder Organisationen, sowie Personen, die der rechten Szene angehören oder mit ihr sympathisieren oder in der Vergangenheit durch rassistische Wortbeiträge aufgefallen sind und Veranstaltungen gestört haben, sind von der Teilnahme an den Veranstaltungen ausgeschlossen. Die Veranstalter*innen behalten sich vor von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen.”

PM: Auf Einladung von „Die Rechte“ und NPD: Holocaust-Leugner referierte in Hamm

Hamm – Am Samstag referierte der verurteilte Holocaust-Leugner Ernst Zündel in Hamm, wie „Die Rechte Hamm“ und der NPD-Kreisverband Unna/Hamm übereinstimmend berichten. 1 Der seit 1957 in Kanada lebende Neonazi Zündel gehört zu den international bekanntesten Geschichtsrevisionisten, der die Existenz der Gaskammern in Auschwitz leugnet. 2007 wurde er vom Landgericht Mannheim wegen Volksverhetzung zu 5 Jahren Haft verurteilt. 2

NPD und „Die Rechte“ bezeichnen den Auftritt Zündels in Hamm als „ganz besondere Ehre“, behaupten aber die Veranstaltung hätten nicht sie, sondern ein „überparteilicher Verein, der sich für geschichtliche und politische Aufklärung engagiert“ organisiert. Nach Ansicht der Antifaschistischen Aktion Hamm ist dies eine durchsichtige Schutzbehauptung. Tatsächlich habe es sich bei dem Vortrag um eine der monatlichen Schulungsveranstaltungen gehandelt, welche die NPD Unna/Hamm seit vielen Jahren organisiert und die sie seit Sommer 2012 auch in Hamm durchführt. Um Gastwirte zu täuschen, würden Räumlichkeiten unter Tarnnamen wie „Hellwegverein“ oder „Arbeitskreis für Geschichte und Kultur“ angemeldet. Zu den Veranstaltungen reisten Neonazis aus ganz Westfalen an. 3

Die NPD Unna/Hamm und die verbotene „Kameradschaft Hamm“, die Vorläuferorganisation von „Die Rechte“, haben bei der Organisation der Schulungsveranstaltungen stets eng zusammen gearbeitet. So machte die Antifa Hamm im August 2012 eine Veranstaltung im Neonazi-Zentrum an der Werler Straße publik, auf der die Holocaust-Leugnerin und ehemalige Vorsitzende des verbotenen „Vereins zur Rehabilitierung des wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten“ Ursula Haverbeck referierte.4 Nach dem Verbot der „Kameradschaft Hamm“ fanden diese Veranstaltungen im Neonazi-Zentrum am Kentroper Weg statt. 5

„Die Einladung des Holocaus-Leugners Ernst Zündel zeigt erneut, dass die ‘Die Rechte’ eine neonazistische Ideologie offensiv propagiert. Es ist abstoßend, den millionenfachen Massenmord an den Jüdinnen und Juden im Zweiten Weltkrieg zu leugnen. Das Leid der Opfer wird von den geistigen Nachfahren der Naziverbrecher verhöhnt“, so Michael Tillmann, Sprecher der Antifa Hamm. „Dies unterstreicht noch einmal, wie wichtig es ist sich den Neonazis in Hamm in den Weg zu stellen. Wir rufen alle Hammer Bürgerinnen und Bürger auf, sich am 3. Oktober an den Aktionen gegen den Aufmarsch von ‘Die Rechte’ zu beteiligen“, so die Antifa. Um 12 Uhr wird eine Demonstration gegen Rechts am Hammer Hauptbahnhof starten.

1 siehe: rechte-hamm.com/?p=2765 und npdunn.vs120067.hl-users.com/neue_seite…
2 www.spiegel.de/politik/deutschland/holo…
3 siehe auch Ratgeber für Gastwirte: antifaunited.blogsport.de/images/wirteh…
4 siehe PM vom 12.08.2012: aah.noblogs.org/?p=887
5 siehe: haekelclub590.de/?p=797 und nrwrex.wordpress.com/2013/03/01/9573 und nrwrex.wordpress.com/2013/07/22/unham-d…

Soliparty in der Baracke. Barkhindo bleibt!

Soli-BarkhindoAm vergangenen Freitag fand eine Soliparty bzgl. des 03.Oktobers im Rahmen der Antifakneipe „Pien Kabache“ in Münster statt. Mehr als 60 Gäste feierten mit uns. Neben der Party standen vor allem Informationen im Vordergrund: so gab es einen Infotisch zum 03.Oktober und ein Solifoto für Barkhindo (mehr Info unter: barkhindobleibt.blogsport.de).

Wir möchten dem Team der „Pien Kabache“, Bauchfrei Mailorder, Roots of compassion sowie SchwarzeSocke für die Unterstützung danken!

für aktuelle Infos zum 03.10.2014 checkt: hamm.noblogs.org

Vom Stadtrat bis zum Stammtisch – Entschlossen gegen rechtes Gedankengut

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Am 3.10 wollen wieder Nazis in Hamm aufmarschieren – doch wie in den letzten Jahren auch, stellt sich Ihnen ein breites Bündnis entgegen. Der haekelclub590 ruft für den 3.10 zu einer Gegendemonstration durch das Hammer Stadtgebiet auf. Unter dem Titel “Entschlossen gegen rechtes Gedankengut – vom Stadtrat bis zum Stammtisch” soll es wieder gemeinsam gegen den rechten Aufmarsch auf die Straße gehen. “Wir haben in den letzten Jahren gesehen, wie engagiert sich die Hammer Zivilgesellschaft an den Protesten beteiligt” freuen sich die Akteure vom haekelcub über die gelungenen Aktionen der letzten Jahre gemeinsam mit dem Runden Tisch in Hamm und hoffen, diese fortzuführen. “Wir müssen auch in diesem Jahr wieder alle gemeinsam auf die Straße” verweisen sie darauf, dass die verbotene Kameradschaft Hamm mittlerweile getarnt als sogenannte Partei “Die Rechte” in Stadtrat und in der Bezirksvertretung Herringen sitzt. “Die Nazis sind angekommen in der Mitte – und durch Aufwandsentschädigung erhalten sie nun auch noch Geld für ihre menschenverachtende Ideologie” rechnet der haekelcub vor: Allein für die kommende Legislatur fließen Gelder in Höhe von über 42000 Euro an die Kader der Partei.

“Dabei lässt das lang versprochene städtische Handlungskonzept gegen Rechts auf sich warten” mahnen die Akteure und fordern ein entschlosseneres Handeln gegen Rechts. “Im Februar 2013 haben wir ein schlüssiges Handlungskonzept vorgelegt – mit Handlungsempfehlungen von einer Koordinierungsstelle gegen Rechts bis hin zu einer Infobroschüre” – geschehen sei seither nichts. Gerade durch die veränderte Situation durch das Kommunalwahlergebnis sieht der haekelclub590 die Stadtregierung in der Pflicht. “Weder über Stand der Entwicklungen, oder ersten Ergebnissen in Form eines Zwischenberichts der Analyse, werden die Akteure gegen Rechts in Hamm informiert” stellt er fest.

Dabei hat der haekelclub seine Arbeit unentwegt fortgesetzt: Als es im Zuge der Kommunalwahl zu Übergriffen an der Friedensschule kam, war es der haekelclub, der aus der besorgten Schülerschaft heraus angesprochen wurde und Aufklärungsvorträge für die Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 hielt. Zudem zeigte der haekelclub die Ausstellung “Das Versteckspiel” in zwei Hammer Schulen, bot begleitend Führungen an. Auch die Vortragsreihe “Mechanismen der Ausgrenzung”, gefördert durch das EU-Projekt “Jugend in Aktion”, in dem mit Vorträgen menschenverachtende Ideologien aufgearbeitet wurden, wertet der haekelclub als Erfolg. “Auf ein Handlungskonzept der Stadt müssen wir nicht warten” halten die Akteure fest.

Auch deshalb fordert der haekelclub590 alle Menschen in Hamm auf, am 3.10 wieder mit zu demonstrieren: “Alle gemeinsam auf die Straße – entschlossen gegen rechtes Gedankengut. Wenn es niemand anderes macht, dann müssen wir es eben zusammen schaffen”

Aktuelle Infos findet ihr unter: hamm.noblogs.org

Antifaschistische Demonstration am 29.03.2014 in Dortmund

Am 29. März ver­an­stal­ten die An­ti­fa­schis­ti­sche Union Dort­mund und die Ju­gend­an­ti­fa Dort­mund eine De­mons­tra­ti­on gegen Na­zi­struk­tu­ren und rech­te Ge­walt in Dort­mund. Wei­te­re In­for­ma­tio­nen und der voll­stän­di­ge Auf­ruf fol­gen in Kürze.

In die­sem Jahr jährt sich der Mord an Tho­mas Schulz durch den Neo­na­zi Sven Kah­lin zum neun­ten Mal. Wir neh­men dies zum An­lass, auch die­ses Mal wie­der gegen rech­te Ge­walt zu de­mons­trie­ren und un­se­re So­li­da­ri­tät mit den Op­fern jener Ge­walt zum Aus­druck zu brin­gen. Dabei wol­len wir uns je­doch nicht nur auf Tho­mas Schulz und den in Dort­mund vom NSU er­mor­de­ten Meh­met Kubaşık be­schrän­ken, son­dern auch gegen die Ver­hält­nis­se, die diese Ge­walt erst er­mög­li­chen, de­mons­trie­ren. Nach dem Ver­bot des »Na­tio­na­len Wi­der­stands Dort­mund« (NWDO) durch das NRW-​In­nen­mi­nis­te­ri­um im Au­gust 2012 folg­te wenig spä­ter die Re­or­ga­ni­sa­ti­on der hie­si­gen Szene in der Par­tei »Die Rech­te«. Es hat sich daher ge­zeigt, dass Ver­bo­te nicht viel hel­fen, um Nazis zu be­kämp­fen. Auch wenn ge­walt­tä­ti­ge Über­grif­fe durch Nazis nicht mehr wie noch vor ei­ni­gen Jah­ren trau­ri­ge Re­gel­mä­ßig­keit sind, exis­tie­ren die Na­zi­struk­tu­ren in Dort­mund immer noch. Un­se­re De­mons­tra­ti­on wird daher nach Dorst­feld füh­ren, wo die Nazis auch als Par­tei­mit­glie­der wei­ter­hin woh­nen. Wir wol­len diese trü­ge­ri­sche Ruhe stö­ren!

Dorst­feld ist immer einen Be­such wert!
Gegen Na­zi­struk­tu­ren und rech­te Ge­walt!

29. März 2014 | 14.​00 Uhr | Dort­mund HBF (Vor­platz)