Remember: Elbe Day

„’Das ist er, Junge, DER TAG von Newburyport bis nach Wladiwostock’, so dröhnte die jubelnden Stimme eines amerikanischen GI am Abend des 8. Mai 1945 über die Station von CBS. Es war DER TAG – Victory Day in Europe … Doch die ersten Siegesfeiern fanden nicht in Washington, Moskau, London oder Paris statt. Sie waren nicht von Präsidenten, Premierministern oder Generälen bevölkert. Sie brachen von selbst los, im späten April in kleinen abgelegenen Gemeinden an dem deutschen Fluß Elbe. Die Feiernden – ganz gewöhnliche Leute – waren amerikanische GIs und Soldaten der Roten Armee…“ beschreibt Mark Scott, der amerikanische Herausgeber des Buches „Yanks treffen Rote“ die Situation vor 70 Jahren rund um die Stadt Torgau.

„Um den 22. April 1945 näherten sich zwei Armeen der Elbe. Vom Osten die sowjetische 5. Gardearmee. Vom Westen die amerikanische 1. Armee. An vereinbarten Grenzlinien kamen die Armadas zum Stehen, um in ihrem Angriffsschwung nicht aufeinanderzuprallen. Am 27. April sollten sich auf Wunsch von Stalin und Truman die beiden Armeeoberbefehlshaber an der Elbe die Hand zur offiziellen historischen Begegnung reichen.

Aufklärungspatrouillen hatten den Befehl, den Verbündeten zu suchen und nach ‘oben’ zu melden. Keine Eigenmächtigkeiten! Kein Überschreiten der Grenzlinie! Keine Verbrüderungen!

Die Patrouillen bestanden ausschließlich aus jungen Männern. Ihre Führer nicht viel älter als 23 Jahre. Als sie vergeblich nach dem Verbündeten spähten, vergaßen sie alle Befehle. Sie waren einzig von dem Wunsch beherrscht, auf die ‘Roten’ oder die ‘Yanks’ zu stoßen. Sie gingen auf Pirsch – weit über die Grenzlinie hinaus.

So kam es bereits am 25. April an den verschiedensten Orten auf abenteuerliche Weise zu ergreifenden Begegnungen zwischen einfachen Kämpfern beider Armeen. Herzlich waren die Umarmungen, und echt war der Schwur: ‘Nie wieder!’

‘Das war DER TAG’“, so Mark Scott, „an dem unmögliche Träume wahr wurden, an dem der Frieden stärker war als der Krieg, das Leben stärker als der Tod, die Liebe stärker als der Haß.“

Am 25. April 1945 trafen sich die Truppen der US-Army mit denen der Roten Armee auf der zerstörten Elbbrücke bei Torgau und läuteten damit symbolisch das nahe Ende des NS-Regimes ein. Der „Handschlag von Torgau“ zwischen dem amerikanischen Leutnant Robertson und dem sowjetischen Leutnant Silwaschko schloss die Lücke zwischen der Ost- und Westfront, wodurch der immer näher rückende Sieg über den Faschismus auch für die Weltöffentlichkeit besiegelt wurde.
Wir erinnern uns an diesen symbolischen Tag, im Gedenken an alle Gefallenen SoldatInnen der Alliierten, WiderstandskämpferInnen und PartisanInnen, Opfer der Shoah und allen Verfolgten und Ermordeten des Nationalsozialismus.

Nie wieder Krieg.

Nie wieder Deutschland!

 

06.04. – Befreiungstage beginnen

20079„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen: darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben.“ Primo Levi

Am 6. April 1945 befreiten Truppen der neunten US-Armee die Stadt Hamm. Heute, 70 Jahre nach der Befreiung Hamms starten wir die Befreiungstage, in denen bis zum 8. Mai der Opfer der Shoa gedacht und an die Verbrechen Deutschlands erinnert werden soll. Während Hamm bereits am 6. April befreit wurde, dauerte es noch weitere vier Wochen, bis Deutschland nach dem Selbstmord Hitlers am 30. April schlussendlich am 8. Mai bedingungslos kapitulierte. Das Ende des Vernichtungskrieges bedeutete nicht, dass das Leiden der Menschen beendet war, die unter der deutschen Gewaltherrschaft von 1933-1945 gelitten haben. Für viele Jüd*innen und rassistisch Verfolgte sowie wegen ihrer Andersartigkeit inhaftierte kam die Befreiung zu spät. Die Opfer des industriellen Massenmords, den das deutsche Volk in den Jahren seit 33 nach und nach in Europa aufbaute, die Shoa, bleiben uns mahnend in Erinnerung. Die Auslöschung des Faschismus mit all seinen Wurzeln verstehen wir als Auftrag an die Nachgeborenen.

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