Fremdenhass in Hamm eine Stellungnahme zur rassistisch geführten Diskussion um die Hochhäuser der Waldenburger Straße

Wer in letzter Zeit den Westfälischen Anzeiger, kurz WA, gelesen hat, dem sollte aufgefallen sein, dass die Debatte um die Hochhäuser an der Waldenburger Straße neuen Aufschwung bekommen hat.

Die Diskussion um die damals noch leer stehenden Hochhäuser begann im November vergangenen Jahres, als die Leiterin der Beckumer Filiale des Juweliergeschäfts „Liebehenschel“ eine Unterschriftensammlung gegen ein angeblich geplantes AsylbewerberInnenheim in den Hochhäusern der Waldenburger Straße 1,3 und 5 startete. Die Liste voll bekommen zu haben, dürfte wohl nicht schwer gewesen sein angesichts der fremdenfeindlichen Stimmung in dieser Stadt – wie man sie derzeit in allen Städten und Käffern Deutschlands, in denen AsylbewerberInnenheime oder Flüchtlingsunterkünfte entstehen, erleben kann – die von der rassistischen Juwelierin entzündet wurde. Kurze Zeit nachdem die Unterschriftensammlung bei der Stadt eingereicht und im WA erwähnt wurde, meldete sich der OB (Thomas Hunsteger-Petermann) und versicherte den „besorgten“ BürgerInnen, dass dort kein „Asylantenheim“ errichtet werden würde.

Die Wortwahl des OB’s und seiner Getreuen, die von der Entstehung eines „sozialen Brennpunkts“ bei der vermeintlichen Errichtung eines „Asylantenheims“ sprechen, was sie natürlich zu verhindern wissen, gießt somit noch Öl ins Feuer der Rassisten. Denn, ob AsylbewerberInnenheim oder nicht – die Vorurteile, der Fremdenhass und schier ein Mangel an Mitgefühl und Solidarität für Menschen, die leiden und denen geholfen werden soll, bleiben. So kam es kurze Zeit nach der Beschwichtigung vom OB, auf WA-Online zu rassistischen Kommentaren in denen die Vorurteile gegenüber Menschen, die vor Krieg und Hunger fliehen sehr deutlich wurden. Zitat: „ich finde es auch gut das die Stadt die neuen Asylsuchenden im gesammten Stadtgebiet verteilen will; hat den Vorteil, dass die Kriminalitätsrate in ganz Hamm gleichermaßen steigen wird.“. Dass dieser Kommentar unter dem WA-Online Artikel ein Paradebeispiel für die von Vorurteilen und Fremdenhass geprägte Stimmung darstellt, steht außer Frage.

Und nachdem der rassistische Hammer Mob zunächst beruhigt wurde, kommt aufgrund der jüngsten Nachrichten wieder der ganze Fremdenhass zum Vorschein, denn in die besagten Hochhäusern sollen nun rund 300 ArbeiterInnen aus Rumänien einziehen, welche alle Arbeitsverträge bei Westfleisch eG in Münster haben. Auch hier glänzt der WA wieder einmal mit seiner unzulänglichen und hetzerischen Berichterstattung, welche seine genauso rassistischen LeserInnen in ihrer Meinung, dass die Angst gegenüber MigrantinnEn gerechtfertigt sei, bestärkt. So lautet der Untertitel von einem jüngst erschienenen Artikel im Hammer Schundblatt: „Die schlimmsten Befürchtungen der Herringer Anwohner rund um die Hochhäuser der Waldenburger Straße könnten wahr werden. Offenbar ist geplant, dass bis zu 300 Arbeiter aus Rumänien in die weitgehend leerstehenden Wohnblocks einziehen.“. Mit solch einer Aussage bestärkt der WA nicht nur die zu tiefst rassistischen Vorurteile der AnwohnerInnen, sondern setzt zudem AsylbewerberInnen mit ImmigrantInnen aus Rumänien gleich. Hier zeigt sich Fremdhass und Rassismus bar jeder Rationalität, denn: ob AsylbewerberIn oder ArbeiterIn, die Angst vor dem Fremden macht jeden Neuankömmling zu einem/-r potenziellen Kriminellen und der WA schlägt in genau diese Kerbe. Die Dramatisierung dieser Zuwanderung spiegelt sich auch in der Auswahl der Fotos welche vor Ort gemacht wurden wieder. Diese zeigen das Vorgehen des Ordnungsamtes, welches seine Beamten – gut ein Dutzend uniformierter Männer plus WA Kamerateam – die Hochhäuser akribisch durchsuchen ließ, als würde man nach einem Drogendealer fahnden, was mit Sicherheit eine ziemlich herzliche und nette Begrüßung für Menschen sein muss, welche in ein komplett fremdes Land kommen. Die Aussage, dass die BewohnerInnen bereits über die Sitten und Bräuche der Müllentsorgung der Deutschen informiert worden seien, ist nur das Sahnehäubchen auf dem Kartoffel-Artikel.

Die Stadt äußerte sich daraufhin prompt mit einer Reaktion. Der Rat spricht von einem geplanten Kauf des Grundstücks und davon, dass es abgerissen werden soll und das Grundstück nach dem Abriss an private Unternehmen verkauft werden soll. Doch was wäre Hamm, wenn nicht auch noch der OB seine Meinung zum Besten gäbe. So plädiert er dafür, dass man das Grundstück erwerben, die Wohnhäuser abreißen und statt besserer HGB Bauten lieber lukrative Einfamilienhäuser errichten solle. Ein solches Verhalten zeigt einmal mehr, dass weder der OB, noch die Stadt daran interessiert sind, Menschen, welche über ein geringes Einkommen verfügen, kostengünstige Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Denn statt die bestehenden Hochhäuser auszubauen oder zu renovieren, setzt man lieber auf einen Abriss und die Errichtung von teuren Einfamilienhäusern – man tut auf jeden Fall alles, um sich gegen den Einzug von rumänischen Arbeitern/-innen in die Stadt zu wehren.

Eine weitere Hauptrolle in dem Drama rund um die Hochhäuser spielt der Konzern Westfleisch eG, welcher LeiharbeiterInnen aus Rumänien anwirbt, diese für einen knappen Mindestlohn schuften lässt und sie eine gute Stunde entfernt von ihrer Ausbeutungsstätte als Kollektiv zusammenpfercht! Doch um die menschenunwürdige Behandlung der rumänischen ArbeiterInnen geht es den AnwohnerinnEn der Waldenburger Straße und Umgebung natürlich nicht. Sie wollen einfach nur keine Fremden in ihrer Stadt.